woensdag, juni 13, 2012

Missbrauch Wunden, die nie heilen

12 - 6- 2012
80 ehemalige Heimkinder aus Bayern haben im Landtag über Misshandlungen berichtet, die sie in den Einrichtungen durchlitten haben. Das Parlament will damit zur Aufarbeitung beitragen, auch wenn die Anhörung nicht öffentlich ist.

Zahlreiche Heimkinder in der Bundesrepublik wie in der DDR waren in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg prügelnden Erziehern, Demütigungen und sexuellem Missbrauch ausgesetzt - ganz gleich, ob die Einrichtungen von Kirchen oder anderen Organsisationen getragen wurden.

Experten schätzen die Zahl der Betroffenen im Westdeutschland zwischen 1945 und 1975 auf 800.000. In der DDR sollen es zwischen 1945 und 1989 120.000 Heimkinder gewesen sein.

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Schatten der Vergangenheit

 Über erlittenes Leid und Unrecht haben 80 einstige Heimkinder nun dem Sozialausschuss des Landtags berichtet. Auslöser dafür waren Petitionen an das Parlament. Die Betroffenen wollten darlegen, dass es auch in bayerischen Kinder- und Jugendheimen zu Übergriffen und Rechtsverstößen gekommen sei und Verantwortliche an entscheidenden Stellen versagt hätten. Der Sozialausschuss hatte daraufhin einstimmig eine Anhörung beschlossen und per Aufruf selbst nach früheren Heimkindern gesucht. Von der Reaktion waren die Politiker überrascht. 56 weitere Betroffene hatten sich gemeldet, die allerdings nicht im Landtag über ihre Erfahrungen sprechen wollten. Am Nachmittag haben die Betroffenen die Gelegenheit, Vertreter der Kirche und des Landesjugendamts zu befragen. 

Der Bayerische Landtag bedauert das große Leid, das Kinder und Jugendliche nach dem Zweiten Weltkrieg in Kinder- und Jugendheimen im Freistaat erleben mussten. Zum Auftakt der Anhörung ehemaliger Heimkinder am Dienstag im Parlament verwies die Vorsitzende des Sozialausschusses, Brigitte Meyer (FDP), auf einen fraktionsübergreifend gefassten Landtagsbeschluss aus dem vergangenen Jahr. Darin heißt es

Der Landtag sieht und erkennt erlittenes Unrecht und Leid, das Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Heimen in Bayern widerfahren ist, und bedauert dies zutiefst. In der Heimerziehung in den 50er- und 60er-Jahren kam es auch in Bayern zu zahlreichen Rechtsverstößen, die auch mit dem damals geltenden Recht und seiner Auslegung nicht vereinbar waren."

Bayerischer Landtag



Von "schrecklichen Verhältnissen" in der Heimerziehung der Nachkriegsjahrzehnte berichtete der Berliner Sozialpädagoge Manfred Kappeler. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen hätten keine Chance gehabt, sich gegen das ihnen zugefügte Unrecht zu wehren. "Es gab keine Instanz, die ihnen zugehört oder gar geglaubt hätte."

Telefon-Hotlines in Bayern
Der Frauennotruf München hilft in verschiedensten Notsituationen: Etwa bei Vergewaltigung, Missbrauch, sexueller Belästigung am Arbeitsplatz oder wenn man als Kind sexuell missbraucht wurde. Neben telefonischer Beratung in akuten Krisensituationen bietet der Frauennotruf Begleitung bei Arztbesuchen, zur Polizei und Gerichtsverfahren an und berät bei der Frage, ob Anzeige erstattet werden sollte.

Nottelefon: 089 / 76 37 37  Frauennotruf München [frauennotrufmuenchen.de]
 
Die Frauenhilfe München berät bei allen Formen von Gewalt gegen Frauen – auch vom eigenen Partner, Ehemann oder Freund. Neben dem 24-Stunden-Nottelefon gibt es dienstags von 16 bis 18 Uhr eine offene Sprechstunde.
Nottelefon: 089 / 354 83 0 Frauenhilfe München [frauenhilfe-muenchen

Der Verein "Hilfe für Frauen in Not e.V." in Nürnberg wurde im Jahre 1977 gegründet und ist Träger des örtlichen Frauenhauses und der Beratungsstelle. Der Verein hilft unter anderem in akuten Krisensituationen und bei der Bewältigung von Missbrauchserfahrungen.
Nottelefon: 0911 / 333915 Frauenhaus Nürnberg [frauenhaus-nbg.de]

Für Jungen und Männer gibt es kaum Beratungsangebote bei sexuellem Missbrauch. "Kibs", die "Kontakt-, Informations- und Beratungsstelle" möchte diese Lücke schließen. Sie informiert und berät Jungen und junge Männer zwischen 0 und 21 Jahren sowohl online als auch telefonisch. Zweimal die Woche ist eine Hotline besetzt: montags von 11 bis 14 Uhr und mittwochs von 12 bis 15 Uhr. In den übrigen Zeiten können Betroffene auf einen Anrufbeantworter sprechen und erhalten werktags innerhalb von spätestens 24 Stunden eine Antwort.
Telefonnummer: 089 / 23 17 16 9120 Kontakt- Informations- und Beratungsstelle [kibs.de]
 

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