woensdag, juni 16, 2010

Intervieuw met bezetter bisschoppelijk paleis; Walter Mixa – "Der Druck war wie ein Fegefeuer"

Offener Streit: Bischof Reinhard Marx und Walter Mixa

Walter Mixa spricht mit WELT ONLINE über die Missbrauchs-Vorwürfe, das Verhalten der Kollegen und eigene Fehler.

16-6-2010
Von Paul Badde

Papst Benedikt XVI. will sich im Juli mit dem früheren Augsburger Bischof Walter Mixa treffen. Dieser kämpft um seine Rehabilitierung. Recherchen der „Welt am Sonntag“ hatten ergeben, dass seine Kollegen ihn beim Papst auf der Basis von Gerüchten über sexuellen Missbrauch in Misskredit gebracht und den Verdacht gestreut haben. Zuvor hatte Mixa aber eingestanden, dass er Heimkinder geohrfeigt haben könnte. Die Betroffenen selbst sprechen von schweren Züchtigungen.

Papst Benedikt XVI. will sich im Juli mit dem früheren Augsburger Bischof Walter Mixa treffen. Dieser kämpft um seine Rehabilitierung.

Recherchen der „Welt am Sonntag“ hatten ergeben, dass seine Kollegen ihn beim Papst auf der Basis von Gerüchten über sexuellen Missbrauch in Misskredit gebracht und den Verdacht gestreut haben. Zuvor hatte Mixa aber eingestanden, dass er Heimkinder geohrfeigt haben könnte. Die Betroffenen selbst sprechen von schweren Züchtigungen.

WELT ONLINE: Herr Bischof, wie geht es Ihnen?
Bischof Walter Mixa: Körperlich gut. Seelisch ist es anders, nach dem furchtbaren Druck, dem ich in den letzten Monaten ausgesetzt war. Das war grausam, vor allem am Schluss, wo es schon Hintergrundgespräche mit der Presse über einen angeblichen Missbrauch durch mich gab, ohne dass darüber zuvor mit mir gesprochen worden war. Es war ein haltloser Vorwurf aufgrund eines vagen Gerüchts. Und da war mein Generalvikar dabei und Weihbischof Anton Losinger, den ich selbst zum Dompropst ernannt habe. Auch Generalvikar Knebel habe ich ernannt. Da konnte ich oft die Welt nicht mehr verstehen.
WELT ONLINE: Können Sie sich denn im Ernst vorstellen, wieder einmal mit Ihren Weihbischöfen feierlich in den Augsburger Dom einzuziehen?
Mixa: Das könnte ich mir schon vorstellen. Denn der Gottesdienst ist ja noch einmal etwas anderes. Da hätte ich keinen Groll.
Wet onLINE: Wie konnten Sie das Ihnen vorgelegte Rücktrittsgesuch unterschreiben, wenn Sie ein reines Gewissen hatten?
Mixa: Der Druck, unter dem ich die vorgefertigte Resignation unterschrieben habe, war wie ein Fegefeuer. Drei Tage später habe ich sie in einem Schreiben an den Papst widerrufen. Ich wusste in den Tagen weder ein noch aus.
WELT ONLINE: Wie erklären Sie sich, dass Ihre eigenen Leute Sie angezeigt haben?
Mixa: Dass erkläre ich mir dadurch, dass ich kirchenpolitisch versucht habe, in einer kultiviert-konservativen Weise die Diözese zu leiten, auch durch meine Personalentscheidungen und Ernennungen von Anfang an, die nicht alle begeistert haben
WELT ONLINE: Haben Sie keine Furcht, dass neue Anschuldigungen gegen Sie in der Öffentlichkeit erhoben werden?
Mixa: Das halte ich nicht für ausgeschlossen.
WELT ONLINE: Gestern erklärte ein Pfarrer Mayer in Augsburg zum Beispiel öffentlich, Sie könnten „unmöglich zurückkehren“, weil es „möglicherweise“ doch sein könne, dass Sie sich sexuelle Übergriffe haben zu Schulden kommen lassen?
Mixa: Das ist einfach eine glatte Verleumdung, die durch gar nichts zu begründen ist. Das ist infam.
WELT ONLINE: Welcher Fehler tut Ihnen am meisten leid?
Mixa: Es war wohl sicher ein Fehler, dass ich in den letzten Monaten im Blick auf die „Prügelstrafen“, die mir vorgeworfen wurden, und die mir beim besten Willen immer noch nicht erinnerlich sind, dass ich da nicht gleich eingeräumt habe, dass ich das nicht für jede körperliche Züchtigung behaupten kann, wie sie damals in der Jugendarbeit – erst recht mit so genannten schwer erziehbaren Kindern – üblich und bis 1980 auch rechtens waren. Das war sicher ein Fehler, dass ich das nicht gleich, sondern erst so spät eingeräumt habe. Wo und wem ich Unrecht getan habe, das habe ich auch gesagt, da entschuldige ich mich unbedingt.
WELT ONLINE: Und was ist mit Vorwürfen die sich auf Unregelmäßigkeiten in Ihrem Finanzgebaren beziehen?
Mixa: Inzwischen hat das Wirtschaftsprüfungsunternehmen „Solidaris“ die finanziellen Angelegenheiten überprüft und als gewissenhaft befunden. Diese Untersuchungen sind allerdings noch nicht ganz abgeschlossen.
WELT ONLINE: Und welches Vorgehen der anderen hat Sie am meisten geschmerzt?
Mixa: Am meisten? Dass vor diesem letzten bedrängenden Gespräch mit mir, für das mein Rücktrittsgesuch schon von anderen vorbereitet worden war, überhaupt nicht mit mir gesprochen worden war. Es war für mich wie ein Feuerofen.
WELT ONLINE: Wie beurteilen Sie das Verhalten der Erzbischöfe Zollitsch und Marx in diesem Verfahren?
Mixa: Es hätte brüderlicher sein müssen. Man hätte mir ja auch zu einer Auszeit raten können, bis alle Vorwürfe abschließend untersucht worden wären. Stattdessen sind sie zum Papst geeilt und haben ihm als Trumpf den so genannten Missbrauchsfall vorgetragen, der de facto auf nicht mehr beruhte als auf acht handschriftlichen Sätzen einer höchst dubiosen hingekritzelten

Notiz. Das Gerücht war haltlos, wie die eingeschaltete Staatsanwaltschaft festgestellt hat. Damit durften die doch nicht den Papst unter Zugzwang setzen.
WELT ONLINE: Was würden Sie Erzbischof Marx dazu sagen?
Mixa: Genau das. Audiatur et altera pars. Einer höre den anderen. Man muss miteinander sprechen. Nicht übereinander.
WELT ONLINE: Was empfanden Sie, als kurz danach auch gegen Erzbischof Zollitsch Vorwürfe publik wurden?
Mixa: Da habe ich nur einmal mehr gesehen, dass heute keiner sicher ist, dass ihm nicht irgendwelche Vorhaltungen gemacht werden, die in den Medien begierig aufgegriffen werden, bevor sie als haltlos in sich zusammen fallen. Das ist eine Maßnahme, die nun von jedem gegen jeden ergriffen werden kann. Das kann sein, wer will. Ich war schockiert, als ich das hörte, wie es Erzbischof Zollitsch plötzlich ähnlich ging wie mir – nur mit einem ganz anderen Ausgang.

Kop: Johannes van Vugt

WELT ONLINE: Was beabsichtigen Sie mit Ihrer Reise zum Papst im Juli?
Mixa: Ich werde ihm die Situation noch einmal persönlich erläutern. Er hat mich ja zum Gespräch eingeladen. Vor allem will ich mit ihm also besprechen, wie sich die Situation weiter entwickeln soll.
WELT ONLINE: Glauben Sie wirklich, Sie könnten die Entwicklung umkehren?
Mixa: Das kann ich nicht sagen. Ich möchte auf jeden Fall in irgendeiner Weise wieder in der Seelsorge tätig sein. Auch mit den Gläubigen Gottesdienst feiern, Sakramente spenden. Also das, was ich bisher intensiv getan habe.
WELT ONLINE: Wie lange wollen Sie noch in dem Bischofs-Palais wohnen?
Mixa: Das ist offen. Es wird sich entscheiden, wenn ich eine neue Bleibe zugewiesen bekomme.
WELT ONLINE: Wo sehen Sie sich künftig in der Hierarchie der Kirche?
Mixa: Auch das ist noch offen.
WELT ONLINE: Wie soll das Bistum Augsburg wieder versöhnt werden?
Mixa: Das weiß im Moment noch keiner und kommt sehr auf den zukünftigen Bischof an. Doch es ist überall schwierig, die Einheit der Kirche im Glauben zu wahren und zu festigen. Das ist in jeder Diözese schwer.
WELT ONLINE: „Wenn eine Handlung dadurch zustande kommt, dass einer Person von außen her Zwang zugefügt wurde, dem sie auf keine Weise widerstehen konnte, gilt diese Handlung als nicht vorgenommen“, verfügt das Kirchenrecht in Paragraf 125. Werden Sie deshalb ein Verfahren beim Appellationsgericht des Papstes anstrengen?
Mixa: Genau das ist eine höchst berechtigte Frage und ganz guter Gedanke, den ich sehr wohl erwäge und bedenke.

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