12.05.2013 ·
FAZ
Westdeutsche Unternehmen sollen in den achtziger Jahren
Arzneimittelstudien an ahnungslosen Patienten in der DDR durchgeführt
haben. Jetzt verspricht der Pharma-Verband Aufklärung.
Von
Joachim Jahn, Berlin
Medikamentenversuche westdeutscher Pharmahersteller in
der früheren DDR sollen nun durch wissenschaftliche Studien aufgeklärt
werden. Dabei solle Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) die
Federführung übernehmen, sagte ein Sprecher des Verbands forschender
Pharma-Unternehmen am Sonntag der F.A.Z. Bislang sei unklar, was vor 30
Jahren geschehen sei und wer daran beteiligt war. Um dies aufzuklären,
seien bereits mehrere wissenschaftliche Projekte zur Aufarbeitung im
Gespräch. „Wir jedenfalls wollen keine Gefälligkeitsgutachten und halten
uns aus dieser Koordinierung heraus“, versicherte der Verband.
Wie das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ am Wochenende meldete, soll es sogar mehr als 600 solcher Testreihen mit mehr als 50.000 Kranken gegeben haben. Mehrere Experimente mussten demnach wegen Todesfällen abgebrochen werden, heißt es unter Hinweis auf Akten des DDR-Gesundheitsministeriums, der Stasi und des Instituts für Arzneimittelwesen der DDR.
„Die deutsch-deutschen Pharma-Tests zeigen, dass die Aufarbeitung der SED-Diktatur ein gesamtdeutsches Anliegen ist“, sagte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, am Sonntag.
Der Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin an der Berliner Uniklinik Charité, Volker Hess, warnte hingegen vor einer voreiligen Skandalisierung: „Ich würde nie von Menschenversuchen sprechen, das ist eine andere Kategorie.“ Es handele sich um klinische Arzneimittelversuche, die nach gängigen Regeln durchgeführt worden seien.
Geen opmerkingen:
Een reactie posten