maandag, mei 13, 2013

Arzneimitteltests in der DDR

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 FAZ

Westdeutsche Unternehmen sollen in den achtziger Jahren Arzneimittelstudien an ahnungslosen Patienten in der DDR durchgeführt haben. Jetzt verspricht der Pharma-Verband Aufklärung.


Medikamentenversuche westdeutscher Pharmahersteller in der früheren DDR sollen nun durch wissenschaftliche Studien aufgeklärt werden. Dabei solle Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) die Federführung übernehmen, sagte ein Sprecher des Verbands forschender Pharma-Unternehmen am Sonntag der F.A.Z. Bislang sei unklar, was vor 30 Jahren geschehen sei und wer daran beteiligt war. Um dies aufzuklären, seien bereits mehrere wissenschaftliche Projekte zur Aufarbeitung im Gespräch. „Wir jedenfalls wollen keine Gefälligkeitsgutachten und halten uns aus dieser Koordinierung heraus“, versicherte der Verband.

Anfang des Jahres war bekannt geworden, dass westdeutsche Unternehmen in den achtziger Jahren Arzneimittelstudien an ahnungslosen Patienten in der DDR durchgeführt haben sollen. Mehr als 50 Unternehmen - darunter Hoechst und Schering - hätten 165 Testreihen in Auftrag gegeben und dafür jeweils 860.000 Mark gezahlt, hatte der Ost-Beauftragte der Bundesregierung, Christoph Bergner, der F.A.Z. im Februar gesagt.

Wie das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ am Wochenende meldete, soll es sogar mehr als 600 solcher Testreihen mit mehr als 50.000 Kranken gegeben haben. Mehrere Experimente mussten demnach wegen Todesfällen abgebrochen werden, heißt es unter Hinweis auf Akten des DDR-Gesundheitsministeriums, der Stasi und des Instituts für Arzneimittelwesen der DDR.

„Die deutsch-deutschen Pharma-Tests zeigen, dass die Aufarbeitung der SED-Diktatur ein gesamtdeutsches Anliegen ist“, sagte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, am Sonntag.
Der Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin an der Berliner Uniklinik Charité, Volker Hess, warnte hingegen vor einer voreiligen Skandalisierung: „Ich würde nie von Menschenversuchen sprechen, das ist eine andere Kategorie.“ Es handele sich um klinische Arzneimittelversuche, die nach gängigen Regeln durchgeführt worden seien.

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