15-10-2013
Martina Ahr
bron |
52.000 Begegnungen hielt Kardinal Michael Faulhaber in seinen Tagebüchern fest, die er in den Jahren 1911 bis 1952 führte. Sie werden jetzt zwölf Jahre lang von Historikern der Universität Münster sowie des Münchner Instituts für Zeitgeschichte erforscht und nach und nach veröffentlicht.
Als besondere Schwierigkeit gilt, dass Faulhaber seine Aufzeichnungen in der Gabelsberger Kurzschrift führte, die heute nur noch von wenigen Forschern entziffert werden kann. Immerhin schrieb er aber etliche Namen, etwa von Orten oder Personen, in lateinischer Schrift.
Aufschluss erhoffen sich die Forscher vor allem über die Zeit des sogenannten Dritten Reiches, als Faulhaber Erzbischof von München war. Nach dem Münchner Attentat auf Adolf Hitler 1939 dankte Kardinal Faulhaber in einem Glückwunschtelegramm der "göttlichen Vorsehung", dass der "Führer" überlebte. Doch die Nazis hassten den Erzbischof trotzdem.
Nur nicht vertuschen!
Faulhaber, ein Vertrauter von Papst Pius XII., hatte sich mehrfach positiv über Adolf Hitler geäußert. "Er galt für die Nationalsozialisten aber nicht als sicherer Kantonist, auf den man zählen kann", sagte der Münchner Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx am Dienstag. Die Kirche müsse sich ihrer Geschichte stellen.Aus der Feder von Faulhaber stammt ein großer Teil der päpstlichen Enzyklika "Mit brennender Sorge" von 1937 zur bedrängten Lage der katholischen Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus.
Das Forschungsprojekt
Die Tagebücher lagerten bis 2010 unter dem Bett von Faulhabers letztem Sekretär, Prälat Johannes Waxenberger, der die Dokumente bis zu seinem Tod nicht freigab. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die Online-Edition mit zunächst 800.000 Euro für drei Jahre.
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