zaterdag, juni 05, 2010

Duitsland: Zollitsch war für Klosterkirche Birnau nie zuständig

Kirche beteuert Unschuld Zollitschs in Missbrauchsskandal
4-6-2010

Freiburg/Bonn - Ein Aufklärer unter Verdacht: Nun ist auch Erzbischof Robert Zollitsch (Freiburg) in den Sog des Missbrauchsskandals geraten, der die katholische Kirche seit mehreren Monaten erschüttert. Dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der wiederholt eine "lückenlose Aufarbeitung" aller Affären versprochen hatte, wurde Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von Kindern vorgeworfen. Die Freiburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn, aber vermutlich wird dieser Fall bald zu den Akten gelegt.

Es geht um einen Vorgang aus dem Jahr 1987. Als damaliger Personalreferent der Erzdiözese Freiburg soll Zollitsch die erneute Anstellung eines Zisterzienserpaters in einer Bodensee-Gemeinde veranlasst haben, obwohl bekannt gewesen sei, dass es durch den Geistlichen bereits früher zu sexuellen Übergriffen gekommen sei. Die Vorwürfe, vom ARD-Magazin "Report" verbreitet, basieren auf der Anzeige eines Mannes, der in den 60er-Jahren von dem betreffenden Pater missbraucht worden sein soll.

Das Erzbistum nannte die Vorwürfe substanzlos und "sensationsheischend". Sie träfen nicht zu, weil erst seit Ende 2006 bekannt sei, "dass es in den 60er-Jahren zumindest einen Fall von sexuellem Missbrauch bei der Wallfahrts- und Klosterkirche Birnau gab". Zollitsch habe "keinesfalls" 1987 eine erneute "Anstellung dieses Paters" in Birnau veranlasst. "Eine weitere Anstellung beim Erzbistum Freiburg hat es nicht gegeben - wenngleich es Hinweise darauf gibt, dass der beschuldigte Pater erneut zur Klostergemeinschaft des Zisterzienserordens in Birnau gehörte", heißt es in der ausführlichen und differenzierten Stellungnahme.

Schon vor Wochen hatte das Ordinariat Freiburg beteuert, dass es nach Bekanntwerden eines Vorwurfs gegen den beschuldigten Pater rasch gehandelt, den Orden eingeschaltet und die Zisterzienser auf die zu ziehenden Konsequenzen hingewiesen habe.

Birnau gehört als Priorat seit 1919 zur Abtei Mehrerau, sie ist vom Ortsbischof unabhängig. Der jeweilige Abt trifft auch die Personalentscheidungen in seinem Territorium "nach Maßgabe seiner Ordensstatuten". Daraus schließt das Freiburger Erzbistum: "Der nun verbreitete Verdacht eines strafbaren Verhaltens von Dr. Robert Zollitsch im Zusammenhang mit dem Kloster Birnau entbehrt also bereits mangels Zuständigkeit, aber auch in der Sache jeder Grundlage."

Eine Position, die auch vom Mehrerauer Abt Anselm van der Linde gestützt wurde. Er bedauerte einen "nicht adäquaten Umgang" seines Ordens mit Tätern und Opfern. Zollitsch habe aber damit nichts zu tun, er sei "plötzlich und völlig grundlos" in die Vorgänge gezogen worden.

Die Deutsche Bischofskonferenz sieht den Erzbischof bereits "entlastet", wie ihr Sprecher Matthias Kopp der WELT sagte. Die "haltlosen Vorwürfe" hätten keinerlei Auswirkung auf seine Funktion als Episkopatsvorsitzender. Die Erzdiözese Freiburg steht in Kontakt mit der Freiburger Staatsanwaltschaft, "damit die Substanzlosigkeit der Vorwürfe rasch dokumentiert werden kann". In diversen Medien war über einen möglichen Rücktritt von Zollitsch spekuliert worden. Derartige Gerüchte entbehrten jeder Grundlage, wurde gestern erklärt.

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