Die Missbrauchs-Beauftragte Christine Bergmann nennt das Ausmaß der sexuellen Gewalt "erschütternd" - in nur elf Wochen wurden ihr mehr als 1.000 Fälle gemeldet.
Ein Drittel wurde in kirchlichen Institutionen missbraucht.
Das Ausmaß und die Massivität der sexuellen Gewalt in Deutschland ist erschütternd. Dieses Fazit zieht die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Christine Bergmann, knapp elf Wochen nach ihrem Amtsantritt.
Mehr als 1000 Anrufe und Briefe von Betroffenen habe sie bisher erhalten. Bergmann forderte am Dienstag ein gesellschaftliches Umdenken und die Ächtung dieses Verbrechens: "Tätertoleranz darf nicht länger vor Opferschutz gehen."
In den Gesprächen drängten die Betroffenen auf eine schonungslose Benennung der Täter und der Tat sowie eine Anerkennung des Unrechts. Die Regierung hatte das Amt der Beauftragten Ende März nach dem Bekanntwerden Hunderter Fälle sexueller Gewalt gegen Minderjährige in kirchlichen und anderen Erziehungseinrichtungen ins Leben gerufen.
Die frühere SPD-Bundesfamilienministerin Bergmann stellte sich dafür zur Verfügung. Seit dem 28. Mai können sich Betroffene bei ihren Mitarbeitern auch telefonisch unter der
Nummer 0800- 225 55 30 melden.
Männer und Frauen gleichermaßen betroffen
Jeder dritte bei Bergmann berichtete Missbrauchsfall hat sich in einer kirchlichen Einrichtung ereignet, "vor allem katholische" seien betroffen.
Ein weiteres Drittel entfalle auf säkulare Institutionen, die übrigen Betroffenen berichteten von sexuellem Missbrauch im familiären Umfeld oder "im sozialen Nahbereich".
Nach Angaben Bergmanns melden sich ebenso viele Frauen wie Männer.
Die Altersspanne der Anrufenden reiche von 17 bis 79 Jahre, der Durchschnitt liege bei 50 Jahren.
Während Jungen häufiger im kirchlichen Umfeld Opfer sexueller Gewalt geworden seien, seien in therapeutischen Einrichtungen häufiger Mädchen betroffen.
Missbrauch in Familien treffe Frauen in ihrer Kindheit nach den bisher erfassten Fällen doppelt so häufig wie Männer. Fast 90 Prozent der Opfer geben an, dass sie Missbrauch wiederholt oder mehrfach erlebt hätten, wie Bergmann weiter mitteilte. Betroffene hätten "jahrelang gegen Wände geschrien" oder wollten "diesen Klumpen" loswerden, seien aber noch nicht gehört worden.
Mehr als 60 Prozent der Anrufenden hätten sich noch nie jemandem anvertraut.
Bei der telefonischen Anlaufstelle nehmen mehr als 60 Experten die Anrufe von Betroffenen oder ihren Angehörigen entgegen.
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