vrijdag, april 16, 2010
DLD Demo Berlin Ehemalige Heimkinder bemängeln "Runden Tisch"
Die Frage nach Entschädigungen für misshandelte Heimkinder wirft neuen Streit auf. Während der "Runde Tisch" über Möglichkeiten beratschlagt, demonstrieren Betroffene. Sie sehen Posten falsch besetzt und werfen dem "Runden Tisch" Bagatellisierung der Misshandlungen an Zehntausenden von Kindern vor.
Von M. Hollstein und M. Kamann
Es waren nur 250 Demonstranten, aber ihr Protest stellt ein Prestigeprojekt deutscher Unrechtsbewältigung infrage. Ehemalige Heimkinder zogen durchs Berliner Regierungsviertel und machten ihrem Unmut über den „Runden Tisch Heimerziehung“ Luft, der auf seiner siebten nicht öffentlichen Sitzung die Misshandlungen und die systematische Entrechtung von Kindern in bundesdeutschen Heimen der 50er- und 60er-Jahre weiter aufarbeiten sollte.
Doch diese Aufarbeitung funktioniert nicht, beklagten die ehemaligen Heimkinder bei ihrer Demonstration. Die Misshandlungen an Zehntausenden von Kindern würden bagatellisiert, und die Moderatorin des Runden Tisches, die frühere Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne), sei für den Posten nicht geeignet.
„Frau Vollmer ist als Moderatorin des Tisches nicht neutral, weil sie eine Kirchenfrau ist“, sagte Monika Tschapek-Güntner, Vorsitzende des Vereins ehemaliger Heimkinder (VeH), WELT ONLINE. Viele jener Heime standen damals in kirchlicher Trägerschaft, weshalb Vollmer, studierte Theologin mit guten Kontakten zur evangelischen Kirche, am Runden Tisch nicht überparteilich agieren könne, zumal bei Entschädigungsforderungen an die Kirchen.
Der Verein fordert 50.000 Euro für jedes misshandelte Heimkind. Bei geschätzten 500.000 Betroffenen würde das eine Zahlung von insgesamt 25 Milliarden Euro bedeuten. Bislang sei nicht einmal der geforderte Soforthilfetopf eingerichtet worden, aus dem Therapien finanziert werden sollen, sagte Tschapek-Güntner:
"Da findet eine Retraumatisierung der Betroffenen statt.“ In Irland und Kanada haben Klagen von Heimkindern bereits zu Entschädigungen in Milliardenhöhe geführt.
In Deutschland aber gibt es bisher kein Anzeichen für eine Annäherung in der Entschädigungsfrage, da eine Rechtsgrundlage dafür fehlt. Immerhin ein neuer Ton war vom amtierenden Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, zu hören.
Im RBB-Inforadio sagte Schneider auf die Frage nach Entschädigungsverhandlungen: „Die Kirchen werden sich diesem Gespräch nicht entziehen.“ Doch verwies er abermals auf das Fehlen einer Rechtsgrundlage, und da beim Runden Tisch ohnehin über Geld geredet werden soll, lässt sich Schneiders Satz auch so verstehen, dass der EKD-Vertreter am Runden Tisch bloß an jenem Gespräch teilnimmt, man sich aber in keiner Weise festlegen will.
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