vrijdag, maart 05, 2010

Jahre des Horrors; Aufmerksamkeit Opfern aus Eliteschulen ob wir die Schmuddelkinder sind

Frankfurter Rundschau
5 maart 2010

Interview mit Monika Tschapek-Güntner
Interview: Petra Mies

Monika Tschapek-Güntner vom Verein ehemaliger Heimkinder im FR-Interview über sexuellen Missbrauch, Prügel-Orgien und die Angst.

Frau Tschapek-Güntner, Ihr Verein hat der Berliner Zeitung erklärt, dass weit mehr Kinder in katholischen Einrichtungen missbraucht worden sind als bisher bekannt. Warum erst jetzt?

Wir haben das nie verschwiegen, von unseren 450 Mitgliedern sind etwa 70 Prozent betroffen. Das sind nicht nur Zahlen, sondern schreckliche Schicksale. Wir sind offensiver geworden, weil wir uns über den Zwischenbericht des Runden Tisches in Berlin zur Heimerziehung in den 1950er und 1960er Jahren ärgern.

Warum?

Weil wir dort nicht genug zu Wort kommen und weil er von viel weniger Opfern der sexuellen Gewalt ausgeht. Aber damit sich die Opfer melden, so wie bei uns aktuell ständig, müsste die Vertrauensbasis eine andere sein. Doch selbst wenn ein Drittel der ehemaligen Heimkinder betroffen sind, und Wissenschaftler gehen davon aus, dass in jenen Jahrzehnten 500.000 bis 800.000 Kinder in Heimen aufwuchsen, dann ist das immer noch immens.

Die Dunkelziffer dieser Verbrechen gilt als sehr hoch.

Es kostet noch mehr Überwindung, zu erzählen, dass man sexuell missbraucht worden ist, als von den anderen Misshandlungen zu berichten. Den Opfern wurde ja als Kind eingeprügelt: "Du lügst. Du bist ein Bastard. Du bist Abschaum und nichts wert." Das Schweigen wurde in Prügel-Orgien eingebläut. Der Wille von Kindern wurde systematisch gebrochen. In diesem System konnte kein Kind Selbstvertrauen entwickeln. Das Urvertrauen wurde in den Heimen zerstört. Der Schrecken dieser Jahre des Horrors währt lebenslang für die Opfer.

Das Erzählen retraumatisiert?

Wenn Opfer nicht aufgefangen und professionell begleitet werden, schon. Andererseits ist es mir auch selbst passiert: Irgendwann musst du darüber sprechen.

Wie hilft Ihr Verein?

Wir unterstützen Opfer, wir fordern aber auch eine finanzielle Entschädigung für die erlittenen Qualen. Und wir verlangen vom Runden Tisch, endlich anzuerkennen, dass das sehr wohl ein System der schwarzen Pädagogik in den Einrichtungen gewesen ist.

Haben Sie den Eindruck, dass den Opfern aus Eliteschulen mehr Aufmerksamkeit gilt als den ehemaligen Heimzöglingen?

Erst dachte ich schon, ob wir die Schmuddelkinder sind, denen kein Aufschrei zuteil wurde, als Missbrauchsfälle in Heimen schon vor Jahren bekannt wurden. Aber es ist wichtig, dass möglichst viele Opfer in die Öffentlichkeit gehen. Da darf nichts unter den Teppich gekehrt werden.

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