zaterdag, januari 30, 2010

Duitsland Canisius-Kolleg Berlin Even wennen.

De inmiddels meer dan bekende misdaad, blijkbaar een bijzondere school, in ieder geval een bijzondere brief van de rector, Pater Klaus Mertes.
Onwillekeurig betrap ik mezelf erop dat het "even wennen" is en de confrontatie die dat nu weer betekent. Ook die hoort kennelijk bij "even wennen".
God, wat komt dat - stap na stap na stap - noodzakelijke en voordurende proces van even wennen hoor, me mijn neus uit!
En wat is dat "even" wennen gevaarlijk.

Welt on Line
28. Januar 2010,

„Liebe ehemalige Schülerinnen und Schüler,

in den vergangenen Jahren haben sich mehrere von Ihnen bei mir gemeldet, um sich mir gegenüber als Opfer von sexuellem Missbrauch durch einzelne Jesuiten am Canisius-Kolleg zu erkennen zu geben. Die Spur der Missbräuche zieht sich durch die 70er Jahre hindurch bis in die 80er Jahre hinein. Mit tiefer Erschütterung und Scham habe ich diese entsetzlichen, nicht nur vereinzelten, sondern systematischen und jahrelangen Übergriffe zur Kenntnis genommen. Es gehört auch zur Erfahrung der Opfer, dass es im Canisius-Kolleg und im Orden bei solchen, die eigentlich eine Schutzpflicht gegenüber den betroffenen Opfern gehabt hätten, ein Wegschauen gab. Allein schon deswegen gehen die Missbräuche nicht nur Täter und Opfer an, sondern das ganze Kolleg, sowohl die Schule als auch die verbandliche Jugendarbeit. Aus demselben Grund bitte ich hiermit zunächst alle betroffenen ehemaligen Canisianerinnen und Canisianer stellvertretend für das Kolleg um Entschuldigung für das, was ihnen am Kolleg angetan wurde.

In den Gesprächen mit einigen der Opfer habe ich besser verstanden, welche tiefen Wunden sexueller Missbrauch im Leben junger Menschen hinterlässt, und wie die ganze Biographie eines Menschen dadurch jahrzehntelang verdunkelt und beschädigt werden kann. Zugleich konnte ich in den Gesprächen von den Opfern hören, wie befreiend es ist, wenn man beginnt, über die Erfahrungen zu sprechen, auch dann, wenn sie zeitlich weit zurückliegen. Es gibt nämlich Wunden, welche die Zeit nicht heilt.

Seitens des Kollegs möchte ich Sie darauf hinweisen, dass der Orden 2007 eine Beauftragtenstelle eingerichtet hat, an die sich Missbrauchsopfer von Jesuiten und Angestellten von Jesuiteninstitutionen wenden können: Frau Ursula Raue, Rechtsanwältin und Mediatorin, (...) war lange Jahre Vorsitzende der deutschen Sektion von „Innocence in Danger“, einer internationalen Organisation, die sich der Bekämpfung von Kindesmissbrauch im Internet widmet. Sie ist Ansprechpartnerin nicht nur für mögliche aktuelle Verdachtsfälle und Opfermeldungen. Sie ist ebenfalls Ansprechpartnerin für Missbrauchs-Opfer aus länger zurückliegenden Zeiten, wenn diese wieder Kontakt mit dem Orden oder mit dem Kolleg aufnehmen wollen. Sie ist berechtigt und verpflichtet, zusammen mit den Opfern an den Orden heranzutreten und zu vermitteln. Sie arbeitet mit bei der Konfrontation der Täter. Alle Informationen, die sie bekommt, werden nur mit ausdrücklicher Zustimmung der Opfer an andere weitergegeben.

Ich respektiere es selbstverständlich, wenn Betroffene auf Grund ihrer Erfahrungen für sich die Entscheidung getroffen haben, mit dem Kolleg, mit dem Orden und mit der katholischen Kirche zu brechen. Andererseits möchte ich gegenüber denjenigen, die den Kontakt zum Kolleg und zum Orden suchen, das Signal nicht unterlassen, dass wir ansprechbar sind. Dabei ist Frau Raue eine Möglichkeit zur Ansprache. Sie können sich natürlich auch an jede andere Person Ihres Vertrauens wenden, die mit dem Orden und dem Kolleg zu tun hat. Innerhalb des Jesuitenordens in Deutschland hat P. Provinzial schon vor einiger Zeit darüber informiert, dass es in der Vergangenheit unzweifelhaft Fälle von Missbrauch von Jugendlichen beiderlei Geschlechts durch einzelne Jesuiten gegeben hat. Diese Information hat bei den Mitbrüdern große Betroffenheit ausgelöst.

Neben der Scham und der Erschütterung über das Ausmaß des Missbrauchs in jedem einzelnen Fall und in der – bisher sichtbaren – Anhäufung müssen wir uns seitens des Kollegs die Aufgabe stellen, wie wir es verhindern können, heute durch Wegschauen wieder mitschuldig zu werden. Wegschauen geschieht ja oft schon in dem Moment, wo man sich entscheidet, nicht wissen zu wollen, obwohl man spürt, dass man eigentlich genauer hinschauen sollte. Das ist eine Herausforderung für die persönliche Zivilcourage jedes Einzelnen wie auch für die Überprüfung der Strukturen. Denn es drängt sich zugleich auch die Frage auf, welche Strukturen an Schulen, in der verbandlichen Jugendarbeit und auch in der katholischen Kirche es begünstigen, dass Missbräuche geschehen und de facto auch gedeckt werden können. Hier stoßen wir auf Probleme wie fehlende Beschwerdestrukturen, mangelnden Vertrauensschutz, übergriffige Pädagogik, übergriffige Seelsorge, Unfähigkeit zur Selbstkritik, Tabuisierungen und Obsessionen in der kirchlichen Sexualpädagogik, unangemessenen Umgang mit Macht, Abhängigkeitsbeziehungen. An diesen Themen haben wir in den letzten Jahren sowohl im Orden als auch am Kolleg gearbeitet und werden es auch weiterhin tun. In diesem Sinne danke ich den Opfern, die durch ihren Mut zu sprechen auch dem Kolleg und dem Orden einen Dienst erweisen, indem sie diese Themen anstoßen.

Seitens des Kollegs möchte ich durch diesen Brief dazu beitragen, dass das Schweigen gebrochen wird, damit die betroffenen Einzelnen und die betroffenen Jahrgänge miteinander sprechen können. In tiefer Erschütterung und Scham wiederhole ich zugleich meine Entschuldigung gegenüber allen Opfern von Missbräuchen durch Jesuiten am Canisius-Kolleg.“




Märkische Allgemeine
30.01.2010

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Viel Zuspruch für seine offensive Strategie habe er erhalten, sagt Mertes, als er gestern die Presse über den Fall informierte. Auch Hass-Mails waren darunter. Und 15 Briefe von ehemaligen Canisius-Schülern, die selbst Opfer sexuellen Missbrauchs wurden.

Damit erhöht sich die Zahl der bekannten Opfer auf 22. Sie alle belasten die beiden mutmaßlichen Täter, zwei Patres, die das Kolleg 1982 beziehungsweise 1983 verließen. Mertes glaubt, dass sich weitere Opfer offenbaren.
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Gestern erhärtete sich der Verdacht, dass die sexuellen Übergriffe gegen Schüler des Kollegs schon lange bekannt waren – und zwar nicht nur als Gerücht. Mertes, der selbst erst seit 1994 an der Schule unterrichtet, spricht vom Canisius-Kolleg der 70er und 80er Jahre als „wegschauende Institution“. Dies hätten ihm die Opfer glaubwürdig beschrieben.

Auch Mertes selbst hatte zunächst geschwiegen. Schon 2004 und 2005 hatten sich ihm zwei ehemalige Schüler anvertraut und von Mertes absolutes Stillschweigen verlangt. „Das ist ein hochkomplexes Problem“, sagt der Rektor. Er habe die Fälle an den Provinzial des deutschen Jesuitenordens gemeldet. Warum das keine Konsequenzen nach sich zog, ist bislang unklar. Erst als sich ihm kürzlich weitere Absolventen offenbarten, wandte sich der Rektor in einem Brief an rund 600 ehemalige Kollegiaten. „Ich wurde gebeten, meinen Beitrag zum Brechen des Schweigens zu leisten“, sagt Mertes. Dann zitiert er frei nach dem Johannes-Evangelium: „Die Wahrheit macht frei.“
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Wie das alles passieren konnte, ist Sache der Aufarbeitung, die Pater Mertes verspricht. Das Image seiner renommierten Schule dürfe dabei keine Rolle spielen, sagt er. „Wichtiger ist, dass die Wahrheit ans Licht kommt.“

Klar ist für ihn, dass die Strukturen der katholischen Kirche sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche begünstigen. „Die Kirche hat ein Angstproblem“, sagt Mertes und nennt als Beispiel die Tabuisierung von Homosexualität. Hinzu komme das Problem der Sprachlosigkeit: „Wenn sich die Lehre der Kirche so weit von den realen Erfahrungen junger Menschen entfernt, führt das die junge Generation zu großen Teilen in eine Sprachlosigkeit.“

Während Klaus Mertes dies alles erklärte, wurde gestern ein weiterer Missbrauchsfall innerhalb des Erzbistums Berlin bekannt. Die Kirche ermittelt gegen einen katholischen Gemeindepfarrer, der sich 2001 an Kindern vergangen haben soll. (Von Torsten Gellner)

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