20.02.2010
Im Missbrauchs-Skandal der katholischen Kirche hat die Bundesregierung die deutschen Bischöfe zum Handeln aufgefordert. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger sagte dem SPIEGEL: "Ich erwarte von der katholischen Kirche konkrete Festlegungen, welche Maßnahmen für eine lückenlose Aufklärung ergriffen werden." Die FDP-Politikerin schlägt Ombudsleute und einen Runden Tisch aus Staats-, Kirchen- und Opfervertretern vor. Ein solches Gremium sei "ein guter Weg, um die zahlreichen Missbrauchsfälle aufzuklären und der katholischen Kirche Gelegenheit zu bieten, mit den Opfern über freiwillige Entschädigungen ins Gespräch zu kommen." Gleichzeitig übte Leutheusser-Schnarrenberger scharfe Kritik am Augsburger Bischof Walter Mixa, der die "sogenannte sexuelle Revolution" mit verantwortlich für den Missbrauch gemacht hatte. Es sei "wenig hilfreich, wenn sich einige Verantwortliche wie Bischof Mixa hinter polemischen Ausflüchten verstecken, statt zur Sachaufklärung beizutragen", sagte die Bundesjustizministerin.
Währenddessen weitet sich der Skandal um Missbrauchsfälle aus den 60er, 70er und 80er Jahren immer weiter aus. Mindestens sechs katholische Einrichtungen sind mit neuen Vorwürfen konfrontiert. Darunter zwei ehemalige Heime der Salesianer Don Boscos in Augsburg und Berlin, wo drei Geistliche und ein Mitarbeiter Minderjährige missbraucht haben sollen. Ebenfalls betroffen sind ein ehemaliges Kinderheim der Vinzentinerinnen im oberschwäbischen Oggelsbeuren sowie das Maristen-Internat in Mindelheim (Bayern) und das frühere Franziskaner-Internat in Großkrotzenburg bei Hanau. Massive Missbrauchsvorwürfe gibt es auch gegen frühere Mitarbeiter des Franz-Sales-Hauses in Essen, einer renommierten Behinderten-Einrichtung. Der heutige Leiter der Institution erklärte dem SPIEGEL, "ohne Rücksicht auf das Image der Einrichtung" für Aufklärung sorgen zu wollen.
zondag, februari 21, 2010
Neue Verdachtsfälle in sechs katholischen Einrichtungen
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