In der Erzdiözese Bamberg soll ein Domkapitular seit 1976 jahrelang Schüler eines Internats sexuell missbraucht haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den mittlerweile beurlaubten Priester.
Viele der Fälle sind bereits verjährt.
Der Personalchef der Diözese ist inzwischen zurückgetreten.
Er will es offenbar besser machen als sein Regensburger Amtskollege. Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsvorwürfen gegen einen ranghohen Geistlichen seiner Erzdiözese geht der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick schnell in die Offensive. Auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz zeigt er sich tief betroffen und stellt sich nachdrücklich hinter die Missbrauchsopfer.
Dies sei eine „sehr traurige Situation“, sagt Schick in erstem Ton. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller dagegen hatte sich im Missbrauchskandal von Riekofen erst nach tagelangem Zögern der Öffentlichkeit gestellt.
Schicks Blick wandert oft zu Boden. „Offen und ehrlich“ wolle er nun mit der Situation umgehen, kündigt der Erzbischof an und bietet den Missbrauchsopfern Hilfe an. „Unsere erste und wichtigste Sorge gilt den Betroffenen“, stellt er klar. „Wir möchten heilen und wir möchten helfen“, betont Schick.
Denkbar sei beispielsweise, dass die Diözese eine Psychotherapie finanziere. Es solle “möglichst wenig Schaden" bei den mutmaßlich Missbrauchten zurückbleiben.
Vier Betroffene haben sich laut Bistums-Sprecherin Elke Pilkenroth bislang an die Erzdiözese gewandt. Die ehemaligen Schüler eines Bamberger Internats beschuldigen einen 63 Jahre alten Domkapitular. Die Übergriffe sollen sich der Bistumssprecherin zufolge zwischen 1976 und 1991 ereignet haben.
Der Geistliche war bis 1991 Direktor des Internats.
Missbrauchsverdacht gegen Priester
Ein Priester der Erzdiözese Bamberg soll Knaben eines Internats sexuell missbraucht haben. Über die Schwere der Vergehen besteht Unklarheit.
Ein Priester der Erzdiözese Bamberg soll Knaben eines Internats sexuell missbraucht haben. Wie schwer die Vergehen aus den siebziger und achziger Jahren sind, ist derzeit noch unklar. Der stellvertretende Pressesprecher des Erzbistums, Michael Kleiner, sprach von "in Arm nehmen bis hin zu körperlichem Anfassen".
"Es gibt momentan keine Hinweise auf extreme Sachen wie Vergewaltigung", sagte Kleiner. Nicht alle befragten Betroffenen hätten von sexuellen Übergriffen berichtet. Unterdessen hat die Staatsanwaltschaft Bamberg Ermittlungen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen gegen den Mann aufgenommen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Joseph Düsel.
"Kein einziger Hinweis auf eine spätere Zeit"
Der Priester, der eine höher gestellte Position begleitet, soll sich zwischen 1976 und 1991 an den Jungen des katholischen Internats Ottonianum vergangen haben. Hier war der Mann von 1976 bis 1978 zunächst Präfekt, also Seelsorger und Ansprechpartner für die Gymnasiasten, bis 1991 dann Direktor. "Es gibt keinen einzigen Hinweis auf eine spätere Zeit", sagte Kleiner mit Blick auf mögliche weitere sexuelle Übergriffe.
Die Zahl der Betroffenen konnte er nicht nennen. Der Priester ist seit dem 18. Juli beurlaubt. Zuvor sei er von einem Arbeitsstab des Erzbistums, der unter anderem Vorwürfen über sexuellen Missbrauch nachgeht, befragt worden. "Er konnte es offensichtlich nicht so entkräften, dass man sich nicht hätte zum Handeln gezwungen gesehen", sagte Kleiner.
Die Vorwürfe waren bereits im vergangenen Herbst an die Erzdiözese herangetragen worden. Der Arbeitsstab sei sofort tätig geworden. "Es war wohl Aussage gegen Aussage", erläuterte Kleiner den Grund, dass die Sonderermittler damals keinen akuten Handlungsbedarf sahen und den Fall zu den Akten legten. "Dann gab es aber weitere Hinweise", so dass der Priester, der auch Personalverantwortung hat, mit den Anschuldigungen konfrontiert worden sei.
Internat seit 1999 geschlossen
Medienberichte, dass der Mann zugleich Domkapitular ist und damit zum engsten Führungskreis um den Erzbischof gehört, wollte Kleiner nicht bestätigen. Er sagte lediglich, der Priester arbeite auch in diesem Bereich.
Das Internat, in dem Jungen im Alter zwischen 10 und 20 Jahren untergebracht waren, ist seit 1999 wegen mangelnder Auslastung geschlossen. Das Ottonianum war das erzbischöfliche Knabenseminar des Erzbistums zur Förderung des Priesternachwuchses und wurde im Jahr 1866 innerhalb des Priesterseminars gegründet.
Das Bistum kündigte an, den möglichen Opfern beizustehen und den Sachverhalt restlos aufklären zu wollen. Die Staatsanwaltschaft prüft auch, ob die möglichen Taten nicht bereits verjährt sind. Dies hänge aber unter anderem von der Schwere der Vergehen und vom Alter der Opfer ab, sagte Düsel.
Der Verdächtige wurde beurlaubt.
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